"RotWildes Mecklenburg-Vorpommern" ist ein Natur- und Artenschutzprojekt, dass sich für die Sicherung der Zukunft des Rotwildes in Mecklenburg-Vorpommern und den angrenzenden Rotwildlebensräumen engagiert.
Ziel des Projektes ist es, den genetischen Austausch zwischen den Rotwildpopulationen in Mecklenburg-Vorpommern und den angrenzenden Regionen wiederzubeleben und die Zukunft des Rotwildes im Spannungsfeld der verschiedenen Landnutzungsinteressen langfristig zu sichern.
Im Rahmen des Projektes werden ein Rotwildmanagement und Rotwildwegeplan erarbeitet.
Im Rotwildmanagementplan sollen Vorschläge für konkrete Bewirtschaftungskonzepte dargelegt werden, die den genetischen Austausch zwischen den Populationen wiederbeleben und die Zukunft des Rotwildes im Spannungsfeld der verschiedenen Landnutzungsinteressen langfristig sichern.
Im Rahmen des Rotwildwegeplans sollen die Wanderkorridore des Rotwildes dokumentiert, bereits beeinträchtigte oder verschlossene Bereiche identifiziert und Maßnahmen zur Wiedervernetzung der Populationen erarbeitet werden. Das Projektziel ist mit dem Grundprojekt realisierbar. Mit den optional angelegten Teilprojekten („Genetik“ und „Immobilisations & Besenderung“) kann die Aussagekraft der Pläne jedoch deutlich gesteigert werden.
Hintergrund - Allgemein
In Mitteleuropa haben Autobahnen, Bahnlinien, Siedlungen, Kanäle und die Ausweisung von Rotwildgebieten die einst flächendeckend vorhandene Population des Rotwildes (Cervus elaphus, Rothirsch) zerschnitten und in viele mehr oder weniger große Inselpopulationen zerteilt. Die Zerschneidung der Lebensräume und Wanderkorridore hat die Populationen bereits so stark genetisch verarmen lassen, dass in fast allen Teilpopulationen kritische Schwellenwerte für die effektive Populationsgröße unterschritten und kritische Inzuchtwerte überschritten werden. Trotz der hohen Dunkelziffer sind Inzuchtdepressionen mittlerweile aus fast allen Populationen bekannt, auch aus Mecklenburg-Vorpommern. Der Zustand bedroht das Rotwild in seinem Fortbestand, da er auch die Anpassungsfähigkeit der Art an sich verändernde klimatische Bedingungen, Äsungsverhältnisse, Parasiten und Krankheitserreger reduziert. |
Mecklenburg-Vorpommern
Die Situation in Mecklenburg-Vorpommern ist im Vergleich zum Bundesdurchschnitt besser, aber längst nicht gut. Hier kann sich das Rotwild zwar theoretisch frei bewegen, insbesondere die Verkehrsinfrastruktur, in Form von Autobahnen, Bundesstraßen und Bahnlinien, bildet aber ernstzunehmende Wanderhindernisse. Einst großräumige Rotwildwanderungen, die die Hirsche insbesondere für den genetischen Austausch vornehmen, sind deshalb heute nicht mehr oder bestenfalls in geringem Umfang und deutlich kleinräumiger möglich. Autobahnen sind dabei das Element mit der größten Tragweite. Sie wirken für scheue Tieraten wie das Rotwild wie Mauern. Neben den Autobahnen stellen aber auch die viel befahrenen Bundesstraßen ein trennendes und oft auch todbringendes Element dar. Neben linearen Elementen können aber auch flächige Elemente, wie Solarparks und Neubaugebiete, erheblichen Schaden anrichten, wenn sie in der vorfragmentierten Landschaft unachtsam geplant werden. Das Projekt RotWildes MV stellt sich dem entgegen. Wir wollen proaktiv tätig werden und nicht warten, bis es zu spät ist. |
Leitart Rotwild
Es geht um mehr, als das Rotwild allein. Das Rotwild ist eine Leitart deren Anforderungen an den Lebensraumverbund stellvertretend für die vieler anderer Tierarten stehen. Auch wenn viele Tierarten weitergehende Bedürfnisse haben (z.B. engmaschigere Vernetzung von Trittsteinbiotopen, Querbarkeit von Straßen und Agrarflächen), so ist mit einem Rotwildwegeplan doch zumindest die Basis auch für den Lebensraumverbund dieser Arten geschaffen.
Bioingenieur Rotwild
Im Rahmen des Projektes soll auch auf die Rolle des Rotwildes als Lebensraumgestalter und Vektor bei der Verbreitung von Pflanzensamen eingegangen werden. Die Freihaltung von Moor- und Heideflächen, die Schaffung von Nischen (Tritt und Schäle), aber auch der Nährstofftransport von den Äsungsflächen in die Tageseinstände sind Faktoren, die sich positiv auf die biologische Vielfalt auswirken können, bisher aber nicht ausreichend analysiert und in Managementkonzepten gewürdigt wurden.